Renaturierung des Schwarzenbachs – Wasserkraft gegen Naturschutz?

Landesfischereiverband setzt sich für ökologische Aufwertung ein

 056Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg e.V. als Naturschutzverband begrüßt die vom Umweltministerium geplanten und heute begonnenen Maßnahmen zur Renaturierung des Schwarzenbächles an der Schwarzen Säge bei Görwihl.

Die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit und die Beseitigung unnatürlicher Stauhaltungen und technischer Kanäle sind ein guter Weg zurück zur Natur.

„Die Renaturierung der Bäche und Flüsse ist dringend notwendig! Durch menschlichen Einfluss sind unsere Fließgewässer derart degradiert und ökologisch zerstört worden.“ meint Biologe Ingo Kramer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg.

Der 8,2 Kilometer lange Schwarzenbach ist in seiner Gewässerstruktur weitgehend natürlich. Bei der Schwarzen Säge ist seine Struktur aber künstlich verändert. Dort ist auch die ökologische Durchgängigkeit für Fische und alle anderen Wasserlebewesen unterbrochen.

Da an der Schwarzen Säge kein Wasserrecht zur Nutzung der Wasserkraft existiert, besteht auch keine Berechtigung, eine ökologisch undurchgängige Wehranlage, einen künstlichen unnatürlichen Aufstau und einen 150 m langen befestigten, strukturlosen und verschlammten Kanal zu erhalten.

Im Schwarzenbach kommen zwei besonders gefährdete Fischarten vor, die Groppe (Mühlkoppe) und die Bachforelle. Die ökologische Durchgängigkeit ist für die in der EU, in Deutschland und Baden-Württemberg gesetzlich geschützte Groppe besonders wichtig. Sie hat ganzjährige Schonzeit. Als bodenlebender Kleinfisch ist die Groppe auf eine gute Vernetzung der Lebensräume angewiesen. Jede Unterbrechung führt zu einer genetischen Isolierung der Fischpopulationen, zur Verschlechterung der Überlebenschancen bis hin zum Verschwinden.

Die im Schwarzenbach vorkommende Bachforelle ist charakteristisch für naturnahe Mittelgebirgsbäche. Sie führt innerhalb ihres Gewässers Wanderungen in beide Richtungen durch. Durch künstliche Unterbrechungen wie dem Wehr an der Schwarzen Säge wird auch ihr Lebensraum zerstückelt. Der natürliche Erhalt dieser Tiere wird dadurch beeinträchtigt.

Der künstliche Aufstau des ansonsten naturnahen Fließgewässers schafft unnatürliche Verhältnisse mit fast stehendem Wasser. Ein Stau ist kein Lebensraum für die im Bach lebenden Fischarten. Im Stau setzen sich Sand und Schlamm ab und überdecken die natürliche kiesige Gewässersohle. Dort kommt es dann zu einer erhöhten Sauerstoffzehrung, auf die die Fischarten sehr empfindlich reagieren. Außerdem ist in einem solchen Stau kein Lebensraum für die vielen wirbellosen Tiere, die in einem naturnahen Fließgewässer leben. In einem Stau erwärmt sich das Wasser, weil die Fließgeschwindigkeit fehlt. Gerade in der heutigen Zeit der Klimaerwärmung muss dringend darauf geachtet werden, dass jede Erwärmung des Wassers in einem Bach verhindert wird. Temperaturen über 20°C führen zum Verschwinden der beiden Arten Bachforelle und Groppe.

Die Forderungen der privaten Wasserkraftbetreiber für den Erhalt der Kleinwasserkraftanlage Schwarze Säge stehen in keinem Verhältnis zu den Forderungen der Naturschutzpolitik des Landes. Klimawandel, steigende Temperaturen und sommerlicher Wassermangel machen den Schutz und die ökologische Aufwertung unserer Fließgewässer dringender denn je. Das immer weniger werdende Wasser im Sommer stellt die Nutzung der Wasserkraft in solchen kleinen Gewässern ohnehin zunehmend in Frage.