Der Sommer 2022 hat einmal mehr alle Rekorde gebrochen. Extrem hohe Lufttemperaturen, geringster Niederschlag. Aber wie geht es unseren Gewässern und deren Fischen bei diesen extremen Werten?
Nur mit belastbaren Daten über längere Zeiträume können fundierte Aussagen gemacht werden, welche Fischarten im Gewässer noch leben können und welche nicht. Belastbare Daten kann man aber mit sporadischen Messungen nicht erhalten. Deshalb engagieren sich immer mehr Angelvereine beim landesweiten Temperaturmonitoring des LFVBW. Sie beteiligen sich an der Sammelbestellung von Temperaturloggern. Diese kleinen Geräte messen die Wassertemperatur in bestimmten Intervallen und speichern sie. Sie werden ausgelesen und man bekommt verlässliche Daten über den Temperaturverlauf im Gewässer. Der LFVBW bietet seinen Mitgliedern an, solche Datenlogger in einer Sammelbestellung anzuschaffen, diese zu programmieren und nach Ende der Messungen auch auszulesen. Bei Interesse kann man sich an den Verbandsbiologen und Geschäftsführer Ingo Kramer wenden.
Derzeit sind knapp 300 Logger in ganz Baden-Württemberg im Einsatz.
Eine fischereiliche Bewirtschaftung der Gewässer mit Bachforellen muss überall gut abgewogen werden. Eine solide Datengrundlage (zum Beispiel mit Daten aus den Temperaturloggern) ist dabei unerlässlich, um die Nachhaltigkeit und auch den Tierschutz angemessen zu berücksichtigen.
Aus den Temperaturdaten lassen sich Maßnahmen ableiten, die zu einer Stabilisierung der Gewässer und zu einer besseren Widerstandsfähigkeit führen. Eine Beschattung durch heimische Ufergehölze, strukturelle Aufwertungen mit tiefen Kolken und die Anbindung kleiner Zuflüsse sind dafür bestens geeignet.
Inzwischen wurden aus den Daten des LFVBW-Monitorings erste Auswertungen und Studien erstellt.
Eine erste Bachelorarbeit hat die Temperaturdaten der Kinzig aus dem Jahre 2020 untersucht und mit den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie und der Oberflächengewässerverordnung abgeglichen. Die Arbeit kann hier eingesehen und heruntergeladen werden:
Auswertungen der Wassertemperaturen von Zuflüssen des Hochrheins:
Eine Semesterarbeit von Damian Pfenninger an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat die Temperaturdaten der Schweizer Seite des gemeinsamen Monitoringprojektes am Hochrhein ausgewertet. Eine sehr interessante Studie, die belegt, welch hohe fischökologische Bedeutung die Zuflüsse haben.
Der Einfluss von Standortbedingungen auf die Wassertemperaturen der Fischhabitate Elz und Dreisam während Hitzewellen
Bachelorarbeit von Fernanda Pauli, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Die Klimaerwärmung und deren Auswirkung auf Wassertemperaturen ist ein entscheidender Faktor für die Existenz von Fischpopulationen. Die Bachelorarbeit untersucht die Auswirkungen von Hitzewellen und Extremwetterereignissen auf die heimischen Fischarten anhand der Temperaturdaten, die aus dem Monitoringprojekt des LFVBW mit den beiden Interessengemeinschaften IG Dreisam und IG Elz erhalten wurden. Die zentrale Frage dieser Arbeit ist: „Unter welchen Standortbedingungen bleiben die Wassertemperaturen während Hitzewellen im Optimumsbereich der lokalen Fischpopulationen der Elz und der Dreisam? Die Anlage von Kaltwasserrefugien und die Renaturierung der Fließgewässer werden als Möglichkeiten der Verbesserung aufgeführt.