Bezirkstag Südwürttemberg

Zug um Zug

heißt nicht nur das Hotel in Schemmerhofen, in dessen großzügigem Tagungsraum die diesjährige Bezirksversammlung des LFVBW Bezirk Südwürttemberg am 23.11. pünktlich um 10.00 Uhr erstmals von Roland Sauter eröffnet wurde, Zug um Zug war auch das Motto, wie Fachvorträge und die Mitgliederversammlung durchgeführt wurden.

Dankbare Grußworte richtete Bürgermeister Glaser an die Versammlung und lobte die ehrenamtlichen Leistungen der vielen Fischereivereine. Dem schlossen sich der neue Fischereireferent des RP Tübingen, Herr Dußling und auch Frau Dilger vom Verband badischer Berufsfischer an. Von Beiden kamen wohlwollende Worte und die Bekräftigung einer guten Zusammenarbeit.

Der erste Fachvortrag von Dr. Werner Baur zum Klimawandel mit den Zusammenhängen und Auswirkungen auf dem aquatischen Lebensraum war sehr informativ und erschreckend zu gleich. Er veranschaulichte deutlich, dass sich unsere Gewässer so sehr verändern werden, dass der Lebensraum für einige Arten nicht mehr erhalten werden kann. Ein unverzügliches Handeln und Umsetzen vieler seit langer Zeit geforderter Maßnahmen muss nun erfolgen.

Als Fachreferent für Öffentlichkeitsarbeit stellte Wolfgang Groth in kurzen Worten vor, wie die zukünftige Öffentlichkeitsarbeit im Verband gestaltet werden könnte und bat um Mithilfe. Jedes Mitglied kann und darf sich einbringen und gerne Berichtenswertes mitteilen.

Ferner informierte er über einen mobilen Service, der vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg ins Leben gerufen wurde: „Meine Umwelt“-App. Mit dieser kostenlosen APP kann man sich nicht nur aktuelle Informationen rund um die Umwelt auf dem Mobiltelefon anzeigen lassen, man kann auch selbst Verstöße wie z.B. illegale Einleitungen, Verunreinigungen, Abholzung oder Verstöße gegen die WRRL melden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Hinweise zügig und anonym bearbeitet werden.

Anschließend informierte Roland Sauter über die Auswirkung des invasiven Louisianakrebses oder auch roter amerikanischer Sumpfkrebs an den Gewässern, der inzwischen auch in Baden-Württemberg angekommen ist. Neben den bereits massiv vorhandenen Kamberkrebsen und der wachsenden Population der Signalkrebse wird seine Ausbreitung aufgrund Anspruchslosigkeit bezüglich dem Lebensraum, der frühen Geschlechtsreife und der hohen Reproduktion in kurzer Zeit zu einer enormen Bestandsdichte führen. Da er auch Gewässer aktiv über Land verlassen kann ist seine Verbreitung kaum noch zu stoppen. Selbst Schwimmbäder wurden von ihm schon besiedelt. Als Träger der Krebspest und mit der starken Verbreitungsrate stellt der Allesfresser eine große Gefahr nicht nur für die heimischen Krebsarten dar, sondern dezimiert auch als aggressiver Prädator viele Amphibien. Fischlaich wird ebenso nicht verschont und beeinträchtigt somit die gesamte Fischpopulation.

Ergänzend meldete sich Herr Dußling zu Wort und erklärte, dass dieser Krebs ursprünglich als Speisekrebs gezüchtet wurde und auch gerne von Aquarianern gehalten wird, er wies aber darauf hin, dass die Verbreitung dieses Krebses vermutlich nicht allein auf aus der Zucht entkommener und von Aquarianern ausgesetzter Exemplare basieren kann. Es muss wohl auch, offenbar unwissend über die Konsequenzen, zu Besatzmaßnahmen gekommen sein. Energisch verwies er darauf, dass dieser Neozoon unbedingt gefangen werden muss und nicht mehr zurückgesetzt werden darf. Kauf, Besatz und Umsetzung sind verboten!

BZTNW

Übergreifend wurde das Thema mit der Invasion der ursprünglich im Schwarzen Meer beheimateten Quagga Muschel erweitert. Ohne natürliche Feinde verbreitet sich die Muschel inzwischen ungebremst im Bodensee aus. Von der ersten Entdeckung einzelner Exemplare 2016 durch Taucher ist sie heute überall massenhaft zu finden und stellt eine große Beeinträchtigung dar. Sie besiedelt auch technische Anlagen, setzen diese außer Funktion und richtet damit große Schäden an. Die Auswirkung dieser bis zu 4 cm großen Tiere auf das Ökosystem im Bodensee wird derzeit erforscht und ist Inhalt des Projektes „SeeWandel“.

Nach einem reichhaltigen und sehr schmackhaften Mittagessen wurde um 13:00 Uhr die Mitgliederversammlung eröffnet. Roland Sauter stellte die ordnungsgemäße Einberufung sowie die Beschlussfähigkeit fest und übergab dann an die einzelnen Funktionäre des Bezirksvorstandes, die ihre Jahresberichte vortrugen. So erfuhren die zahlreich erschienenen Mitglieder Wissenswertes über die Aktivitäten des Bezirks von A wie Abfischen und unterschiedlichen Ausbildungen, Beteiligungen an Gremien, Maßnahmen zur Landschaftserhaltung, Natur- und Artenschutz, über Öffentlichkeitsarbeit und regionale Stammtische zur Pflege der Kameradschaft und Informationsaustausch bis Z wie Zeltlager, dass als überaus gelungen gewertet wurde und 2020 in Kiebingen wieder stattfinden wird. Herauszuheben ist der Bericht von Hermann Gleinser, der voller Stolz verkünden konnte, dass die erstmalige internationale Beteiligung im Casting gleich mit dem WM-Titel für Bianca Heyner in der Disziplin Einhand mit Wurfgewicht 7,5g belohnt wurde. Ihr Wurf von 69,37 m wurde von keiner anderen Teilnehmerin erreicht. Somit haben wir eine Weltmeisterin in unseren Reihen!

Anschließend wurde von Gerd Schwarz die Entlastung des Bezirksvorstandes einstimmig per Akklamation durchgeführt.

Jürgen Kath übernahm nachfolgend das Wort und erläuterte nochmals umrisshaft die Geschehnisse im vergangenen Zeitraum und der daraus resultierenden Änderungen in der Geschäftsstelle sowie auch im Gesamtpräsidium mit der Notwendigkeit der Neubesetzung einiger nicht mehr vertretener Funktionärspositionen. Als Wahlleiter fungierte erneut Gerd Schwarz und stellte fest, dass 122 Vereinsstimmen, 2 Einzelmitglieder und 8 Funktionärsstimmen wahlberechtigt sind. Es wurden nacheinander Jürgen Kath als Vizepräsident, Roland Sauter als Bezirksvorsitzender und Ernst Retz als stellvertretender Bezirksvorsitzender einstimmig für ein Jahr bis zur turnusmäßigen Neuwahl bestätigt.

Die Danksagung an Jürgen Kath für die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre und Karin Nowak für die sehr guten Leistungen als Geschäftsstellenleiterin in Sigmaringen durften nicht fehlen. Elke Dilger ließ es sich nicht nehmen und bedankte sich ebenfalls für die gute Zusammenarbeit und die erbrachte Leistung der Vereine und Funktionäre.

Unter Verschiedenes konnte Jürgen Kath berichten, dass der vom Verband vorgelegte Vorschlag zur Änderung der Landesfischereiverordnung wohl nicht unberücksichtigt bleibt und eine Überarbeitung folgen soll.

Der Rückgang der Insekten hat dramatische Auswirkungen, dies ist inzwischen bekannt, dass dieser Rückgang auch die Insekten im aquatischen Lebensraum betrifft, wird nicht wirklich publiziert, diesem Thema möchte sich der Verband widmen und mit fachlich fundierten Informationen die Konsequenzen darstellen. Dieses Projekt ist langfristig angelegt.

Erneut wurde auf die beiden sehr guten Bücher von Dr. Werner Baur: Renaturierung fließender Gewässer und Renaturierung stehender Gewässer hingewiesen und angeregt, diese Bücher jedem Interessierten zur Verfügung zu stellen.

Als schwierig wird die Bepflanzung von Gewässerrandstreifen bezeichnet, weil sich wohl einige Landwirte dagegen zur Wehr setzen. Dr. Baur möchte diesbezüglich mitwirken und fragt bei den entsprechenden Behörden nach.

Basierend auf die vorangegangenen Ausführungen wurde die Idee, einen Leitfaden zur richtigen Vorgehensweise bei Renaturierungsmaßnahmen zu erstellen grundsätzlich sehr begrüßt. Die Erarbeitung dieses Leitfadens wird geplant.

Als Fisch des Jahres 2020 wurde die Nase ausgewählt und mit der Bekanntgabe der Verbandstermine 2020 endete laut Protokollführer Hermann Gleinser die Mitgliederversammlung um 14:08 Uhr, die wirklich souverän, getreu dem Veranstaltungsort Zug um Zug von Roland Sauter geführt wurde.