Nach unserem ersten Otterseminar in Pfohren (Südbaden) vergangenen Oktober hat der LFVBW ein weiteres Seminar am 23. März in Biberach (Südbaden) durchgeführt. Unser Ziel ist es, die Ausbildung einer Task Force „Fischotter“ mit der Möglichkeit von sicheren Otternachweisen in ganz Baden-Württemberg fortzuführen. Als Fernziel wollen wir ein landesweites Ottermonitoring in Baden-Württemberg einrichten.
An unserem zweiten Fischotterseminar nahmen 20 Teilnehmer teil.
Fischotter sind nachtaktiv und daher nur schwer zu bemerken. Als sicherer Nachweis für Fischotter gelten, neben Todfunden, Bildmaterial und Fischotterlosung. Wie und wo man diese Nachweise finden kann, war ein Hauptbestandteil unseres Seminars.
So startete unser LFVBW Seminar in der Fischerhütte des Kreissportfischereiverein Biberach e.V.. Der Vizepräsident von Südwürttemberg, Herr Roland Sauter übernahm dankenswerterweise die logistische und kulinarische Versorgung mit seinen Vereinskameraden vor Ort.
Frau Maria Schmalz (Fischökologische und Limnologische UntersuchungStelle Südthüringen (FLUSS)) führte das Seminar durch Theorie und Praxis. Frau Schmalz untersucht den Fischotter in Thüringen seit 25 Jahren und initiierte ein landesweites Monitoring der Wassermarder. Gleichzeitig konnte sie die nahrungsökologischen Ansprüche der Otter erforschen. Die Inhalte der Vorträge zur Biologie und Ökologie sowie eines möglichen Konfliktmanagements finden Sie am Ende dieses Beitrags in der Tagesordnung.
Nach dem Mittagessen ging die Veranstaltung mit einer Exkursion an die Riss erfolgreich zu Ende – erfolgreich, obwohl die Teilnehmer unter keiner Brücke selbst Fischotterlosung finden konnten. Die Otterlosung hat einen charakteristischen Duft und enthält meist Fischgräten und Flusskrebspanzer. Frau Schmalz hatte „Geruchsproben“ mit im Gepäck.
Insgesamt war die Veranstaltung sehr gelungen und kam bei allen Teilnehmern gut an. Mit etwas Übung sollten zukünftige Otternachweise gelingen können.
Weitere Otterseminare sind in den Bezirken Nordwürttemberg und Nordbaden geplant.
Bei Interesse sehen Sie bitte auf unseren Veranstaltungshinweisen auf unserer Webseite nach.
Theorie (Tagesordnung)
Steckbrief und Spurenkunde
• Biologie und Lebensweise des Fischotters (z. B. Anpassungen an Wasser, Sozialbiologie, Fortpflanzung, Verstecke, Markieren, Aktivität)
• Spuren erkennen, Verwechslungsarten
Lebensraumansprüche und Wiederausbreitung des Fischotters
• Generelle Ansprüche an den Lebensraum (kurz, v. a. bezogen auf Größe der Streifgebiete und Nahrungsgrundlage)
• Wiederausbreitungsgeschwindigkeit des Fischotters am Beispiel Thüringen (Dynamik der Ausbreitung, Ausbreitungshindernisse, am wann und wo sind „Probleme“ zu erwarten)
Nahrungswahl des Fischotters – Hauptursache für das Konfliktfeld
• Spezielle Aspekte der Nahrungswahl
o Wie wird die Nahrungswahl des Otters untersucht?
o Größenspektrum
o Fischartenspektrum
o Exkurs: Fang und Verzehr großer Fische und die Nachweisbarkeit bei Losungsanalysen
o Einfluss des Fischotters auf Fließgewässer (Daten aus Untersuchungen aus Österreich zum Abschöpfen des Biomassezuwachses, Entwicklung der Fischbiomasse in Thüringen generell, standörtliche Daten zum Einfluss des Otters in Thüringen)
o Einfluss des Fischotters auf Standgewässer
o Videobeispiele
Otter-Mensch-Konflikt?
• Gibt es überhaupt einen Wildtier-Mensch-Konflikt?
• Konfliktmanagement vs. Artenmanagement
• Konfliktfeld Fischotter
o Welche Probleme gibt es in der Fischerei generell?
o Welche Probleme werden bezgl. des Fischotters benannt?
o Wie gestaltet sich die Diskussion?
• Werkzeugkasten (welche Maßnahmen werden zur Konfliktminderung und -vermeidung aktuell in Deutschland angewendet)
o Kommunikation!!
o Einzäunung
o Förderung Mehrbesatz
o Ausgleichszahlung
o Entnahme (nichtletal, letal)
o Weitere Maßnahmen
• Diskussionsaspekte zur Entnahme
• Erfahrungen aus dem angehenden Konfliktmanagement in Thüringen
• Generelle Empfehlungen
• Ethische Überlegungen
Praxis
Otterexkursion an die Riss