Der frühe Felchen verpasst den Wurm? Folgen der Klimakrise für die ersten Lebensstadien der Bodenseefelchen

Bilder (FFS)

Pressemitteilung
der Fischereiforschungsstelle
des Landwirtschaftlichen Zentrums
Baden-Württemberg (LAZBW)

01.07.2024

Der frühe Felchen verpasst den Wurm? Folgen der Klimakrise für die ersten Lebensstadien der Bodenseefelchen

Der Felchenbestand im Bodensee-Obersee brach in den letzten Jahren dramatisch ein. Unter anderem um die natürliche Reproduktion wieder anzukurbeln, ist die Felchenfischerei in diesem Seeteil deshalb für drei Jahre eingestellt. Mit immer neuen Temperaturrekorden sorgt die Klimakrise nun aber für neue Sorgenfalten.

Denn im tiefen Wasser, wo sich die Eier der Blaufelchen entwickeln und die Larven schlüpfen, überschreiten die Wassertemperaturen bereits heute Werte, die ursprünglich erst für das Jahr 2040 prognostiziert wurden. Auch im Flachwasser, wo die Gangfische laichen, ist es heute rund ein Grad wärmer als üblich. Ist diese Erwärmung für die Larven der Kälte-liebenden Felchen möglichweise schon zu viel?

Um dieser Frage nachzugehen, wurde im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes (https://www.rtg-resilience.uni-konstanz.de/) von der Fischereiforschungsstelle aus Langenargen und der Universität Konstanz der Einfluss der Wassertemperatur auf die Eientwicklung und die frühe Larvalphase der Felchen untersucht. Zu diesem Zweck wurden die Eier und Larven von Blaufelchen und Gangfischen bei drei verschiedenen Wassertemperaturen aufgezogen, die sowohl die natürliche Temperatur, als auch durch die Klimakrise erwärmte Bedingungen nachahmten.

Die Resultate geben wenig Anlass zur Entwarnung. Erwartungsgemäß schlüpfen Felchenlarven bei höheren Temperaturen deutlich früher, also nicht wie üblich im Februar, sondern vielleicht schon Ende Januar. Dieser „Frühstart“ kann sich als problematisch erweisen, weil zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht ausreichend Futterorganismen vorhanden sind. Außerdem stieg die Sterblichkeit der Eier, denn je wärmer das Wasser, desto stärker ist ihr Befall mit Mikroorganismen. Für die Larven, die dennoch erfolgreich schlüpfen, geht der Überlebenskampf weiter. Hierbei hilft ihnen normalerweise ein kleiner eingebauter Nahrungsvorrat, der sogenannte Dottersack. Doch bei höheren Temperaturen verbraucht sich dieser überproportional schnell – was wiederum die Überlebenswahrscheinlichkeit verringert.

Was wird also aus den Felchen im immer wärmer werdenden Bodensee? Fische können sich innerhalb gewisser Grenzen an neue Umweltbedingungen anpassen. Allerdings erfolgen die durch die Klimakrise verursachten Veränderungen aus erdgeschichtlicher Sicht derart schnell, dass die natürliche Anpassungsfähigkeit oft nicht Schritt halten kann. Umso wichtiger ist es, dass der Mensch unter diesen Bedingungen Hilfestellungen gibt, um eine natürliche Anpassung soweit wie möglich zu begünstigen. Im Fall der Felchen wird dies durch die gezielte Aufzucht von größeren Besatzlarven versucht, die die kritischen ersten Lebenswochen behütet und kühl in der Zucht „überspringen“ und anschließend auch kürzere Hungerphasen vielleicht besser überstehen. Erholt sich dank dieser Maßnahme sowie der fischereilichen Schonung der Felchenbestand, wäre das ein bedeutender Schritt in Richtung Klimaanpassung des Bodensees. Denn die Felchen sind nicht nur ein Wahrzeichen der Bodenseeregion und eine geschätzte Delikatesse: Als Leitart des Freiwassers sind sie gleichzeitig von immenser Bedeutung für das Funktionieren und die Widerstandsfähigkeit des gesamten Ökosystems.

Bildunterschrift

(von links nach rechts: Felcheneier zeigen ausgeprägten Augenpunkten; frisch geschlüpfte Felchenlarven mit vollen, prallen Dottersäcken; ein erwachsener Brotfisch – der Felchen); Bilder (FFS)

Weitere Informationen

Barnaby John Roberts, Christoph Chucholl, Alexander Brinker: Coldwater, stenothermic fish seem bound to suffer under the spectre of future warming, Journal of Great Lakes Research, Volume 50, Issue 3, 2024.

Die Studie ist unter folgendem Link öffentlich verfügbar:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S038013302400090X

Pressemitteilung: Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen

DAFV-Kormorane- Barben_Silvio_Heidler

Am 26.06 2024 tagte der Umweltausschuss des Bundestages, um über den kürzlich verabschiedeten Antrag „Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen” (BT-Drs. 20/10619) zu diskutieren:

Ein sehr seltener Fall von Kältefieber – Heimische Bachforellen bekämpfen Klimakrankheit mit gezieltem Aufenthalt in kaltem Wasser

Pressemitteilung

der Fischereiforschungsstelle

des Landwirtschaftlichen Zentrums

Baden-Württemberg (LAZBW)

14.06.2024

 

Normalerweise begegnet der menschliche Körper, aber auch viele Tiere, Krankheitserregern mit einer Fieberreaktion. Doch was machen Fische, wenn sie krank werden? Denn diese Tiere sind ja wechselwarm, d.h. ihre Körpertemperatur passt sich direkt der Umgebungstemperatur an. Spannenderweise reagieren auch Fische auf viele Krankheiten mit einer Erhöhung ihrer Körpertemperatur, indem sie aktiv wärmere Wasserbereiche aufsuchen. Was aber passiert, wenn die Fische nun in Zeiten der Klimakrise mit wärmebegünstigten Krankheiten konfrontiert werden, bei denen das oben beschriebene Verhalten die Krankheit eher verschlimmern würde?

Genau diese Frage stellte sich die Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg, die seit Jahren intensiv die Auswirkungen des Klimawandels auf Fischkrankheiten untersucht. Vereinzelte Beobachtungen im Freiland hatten die Vermutung nahegelegt, dass sich kranke Fische durch gezieltes Aufsuchen kühler Gewässerbereiche selbst therapieren könnten.

Zur Überprüfung dieser These konstruierten Wissenschaftler spezielle Versuchsbecken, in denen verschiedene Temperaturbereiche gezielt einstellbar waren. Die Hälfte der Versuchsfische wurde dann mit einem Parasiten infiziert, der in den vom Klimawandel erhitzten Gewässern Baden-Württembergs zunehmend große Schäden in den Bachforellenbeständen anrichtet. Die andere Hälfte der Fische war frei von diesen Parasiten und diente somit als Kontrolle. Zunächst wurden alle Forellen bei 14°C gehalten, um gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen. Danach wurden für beide Gruppen in den Versuchsbecken übergangslos unterschiedliche Temperaturbereiche von kühlen 13°C bis warmen 16°C angeboten, zwischen welchen die Forellen frei hin und her schwimmen konnten.

Das Ergebnis der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht ist, war eindeutig: Die infizierten Forellen schwammen aktiv zu den Bereichen mit kälterem Wasser und blieben dort, während die Kontrollfische im warmen blieben. Die Autoren der Arbeit, die Wissenschaftler Ros und Brinker, folgern daraus, dass die Forellen durch Bevorzugung kalten Wassers und der damit einhergehenden Abkühlung (engl. chill behaviour) die Krankheit bekämpfen. Bachforellen ändern also aktiv ihr Verhalten und begeben sich selbstbestimmt in eine Kältetherapie, um die Auswirkungen des Krankheitserregers zu mildern. Diese Beobachtung ist eine kleine Sensation, denn dieses seltene Verhalten wurde im Tierreich bisher noch nie bei einer durch den Klimawandel verursachten Krankheit beobachtet.

Die Studie zeigt, wie wichtig eine hohe Durchwanderbarkeit unserer Flüsse ist: Kranke Fische müssen aktiv kühlere Bereiche aufsuchen können. Nur so können sie sich bestmöglich vor dem Klimawandel oder dessen negativen Auswirkungen schützen und gesunde Bestände erhalten. Denn der Sprung ins kühle Nass im Sommer scheint nicht nur uns Menschen gut zu tun, sondern auch den Fischen unter der Wasseroberfläche.

Abbildung: Der PKD-Parasit braucht zwei Wirtsorganismen um seinen Lebenszyklus zu vollenden: Bachforellen (links) und Moostierchen (rechts). Während infizierte Moostierchen im wörtlichen Sinn festsitzen, können sich die Forellen durch Aufsuchen kühler Gewässerbereiche aktiv selbst therapieren.

 

Weitere Informationen

Die Studie ist unter folgendem Link öffentlich verfügbar:

https://rdcu.be/dKBTY

 

Pressemitteilung zum Projektstart Gewässerbündnis Baden-Württemberg:

Bäche in Baden-Württemberg werden wieder natürlich und artenreich

Das Umweltministerium unterstützt das „Gewässerbündnis Baden-Württemberg“. Das Projekt ist ein wichtiges Instrument für die Wiederherstellung naturnaher Gewässer.

Gewässer sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Geschützte Fischarten wie die Groppe, das Bachneunauge oder Libellen sind dort zu Hause. Viele Bäche in Baden-Württemberg wurden in der Vergangenheit jedoch ausgebaut und begradigt. An ihren naturfernen Ufern finden Insekten keine Nahrung und Fische können nicht mehr ungehindert schwimmen.

Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist die Erreichung eines „guten Zustands“ bei allen Oberflächengewässern und dem Grundwasser bis zum Jahr 2027.

„Naturnahe Gewässer sind der Grundstein für eine intakte Gewässerökologie. Obwohl schon viel getan wurde, sind auch in den nächsten Jahren vielfältige Maßnahmen erforderlich. Umso mehr freuen wir uns über die Unterstützung durch die Umweltverbände“, verdeutlicht Umweltministerin Thekla Walker.

Auch an den kleinen Flüssen und Bächen (Gewässer II. Ordnung), für die die Kommunen zuständig sind, besteht ein großer Handlungsbedarf.

Mit dem gemeinsamen Projekt des Landesfischereiverbandes und der baden-württembergischen Landesverbände NABU und BUND sollen Kommunen dabei unterstützt werden, diesen Gewässern wieder ein natürlicheres Bachbett zu geben, sowie lebendige Ufer zu schaffen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektbüros bieten den Naturschutzaktiven und den Kommunen Hilfestellungen sowie Beratung zur Entwicklung von Projekten der Revitalisierung von Gewässern, des ökologischen Hochwasserschutzes sowie zur Herstellung der Durchgängigkeit an.

„Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Akzeptanz und Wissen über ökologische Maßnahmen an Gewässern auf kommunaler Ebene und in den Ortsverbänden. Nur mit ausreichend Wissen kann ein Anstoß zur Umsetzung konkreter Maßnahmen erfolgen“, so Walker.

Aufbauend aus den Erfahrungen und Erkenntnissen aus ersten Modellgebieten sind weitere landesweite Aktivitäten geplant, dabei auch zahlreiche Angebote wie Informationsveranstaltungen, Dialogforen und Fachexkursionen zur Vernetzung und Weiterbildung der in den Umweltverbänden ehrenamtlichen Naturschutzaktiven.

Erste Ergebnisse und Maßnahmenerfolge sollen auf der 4. Fachtagung „Vitale Gewässer in Baden-Württemberg, Unsere Gewässer – fit für die Zukunft?“ am 7. und 8. Oktober 2024 in Friedrichshafen (www.vitale-gewaesser.de) vorgestellt werden.

Hintergrundinformationen

  • Das Gewässerbündnis BW hat seine Arbeit im Frühjahr 2024 aufgenommen, die Projektlaufzeit beträgt 48 Monate. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg.
  • Mit dem Projekt soll die Revitalisierung der Gewässer im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unterstützt werden, hierbei liegt der Fokus insbesondere auf den kleineren Flüssen und Bächen.

Inhaltliche Verknüpfungen gibt es darüber hinaus auch zum landesweiten Biotopverbund und zum ökologischen

Fotos: Büro am Fluss

Der LFVBW auf der AQUA-FISCH Friedrichshafen

Team_LFVBW_Messe_AquaFisch

Fast 17.000 Angler, Fliegenfischer und Zierfischliebhaber haben die 30. AQUA-FISCH in Friedrichshafen besucht. Parallel zum leichten Besucherrückgang (von 18.000 im Vorjahr) war auch ein leichter Rückgang der Ausstellerzahl zu verzeichnen. In Bezug auf Aussteller- und Besucherzahlen ist die Messe leider weit von den Vor-Corona-Zahlen –  in 2019 noch 175 Aussteller und über 21.000 Besucher – entfernt, was sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass sich viele während der Corona-Zeit für andere Bezugsquellen entschieden haben und das Geld für Hobbys insgesamt nicht mehr ganz so locker sitzt.

Dennoch war die Stimmung bei Ausstellern und Besuchern gut, auch wenn eine gewisse Beunruhigung aufgrund der rückläufigen Zahlen zu spüren war.

Die Messe stand ganz im Zeichen der Ökologie und dem Angeln ohne ökologischen Fußabdruck.

Wie in jedem Jahr hat unser Landesfischereiverband mit vielen Helfern und Helferinnen die Fachfragen der interessierten Anglerschaft beantwortet und informierte über die neuesten Entwicklungen und den Gewässerschutz. Ein Stand der GmbH  stellte mit Fischmessern, zahlreichen Fachbüchern und Give-Aways den Umfang des LFVBW-Shops vor, der besonders in diesem Jahr hochwertiger geworden ist und noch weiter ausgebaut werden soll. Denn Angeln ist für viele Angler nicht mehr nur Hobby, sondern Lifestyle – dazugehören hochwertige Geräte, Technik und Naturerlebnis.

Der alljährliche Publikumsmagnet war wieder das Fischmobil mit Malte und Ingabritta. Die beiden informierten über das Umweltbildungsprojekt des Landesfischereiverbands, das zusammen mit Kindern und Jugendlichen den Lebensraum Gewässer und die dort vorkommenden Lebewesen schonend erforscht.

Mit am Start war auch Fishing-King, unser Partner beim Online-Kurs für die Fischerprüfung. Nicht zu vergessen auch die Casting Gruppe des Verbandes, die mit Klaus Boppel und Hermann Gleinser den Besuchern die Bewegungsabläufe zum zielgerichteten Werfen näherbrachte. Leider weiß kaum jemand außerhalb des Verbandes, was Casting eigentlich ist, nämlich eine Sportart, für die Koordination und Präzision nötig ist. Und wir haben hier sogar Titelträger – Deutsche Meister, Weltmeister – in unseren Reihen.

Und zum Abschluss noch der Terminhinweis: die nächste AQUA-FISCH Friedrichshafen findet vom 07.03.-09.03.2025 statt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Studie der Uni Koblenz belegt: Eine effektive Kormoranvergrämung verbessert die Gewässergüte deutlich

Anwenderleitfaden

Die Quappe: Fisch des Jahres 2024 in Baden-Württemberg

Quappe_Shutterstock

Aal-Gemetzel im Hochrhein

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Gerade in diesen Tagen versuchen die Aale wieder aus dem Bodensee abzuwandern. Im Hochrhein- Kraftwerk bei Schaffhausen müssen sie auf dem Weg stromabwärts durch die Turbine. Aufgrund ihrer Länge werden viele Aale dabei von den Turbinenschaufeln getroffen und verletzt. Sie verenden am Auslauf der Turbine. Der Schweizerische Fischereiverband SFV weist in seiner Medienmitteilung auf diesen jährlich wiederkehrenden Massentod der in ihrem Bestand gefährdeten Aale hin.

Das Video ist aktuell und absolut erschütternd. Keines der 21 Wasserkraftwerke im Rhein hat einen Fischabstieg, alle abwandernden Fische müssen durch die Turbinen.

Kameramann: Jonas Steiner

Bilder: Jonas Steiner; Timon Polli

Mehr zum Thema erfahren Sie auf der Homepage des SFV sowie in unserer Verbandszeitschrift (03/2023: Aalbesatz und 01/2023 Fischabstieg an Wasserkraftwerken).

Bericht zum Erhalt der Fischbestände in Baden-Württemberg

Landtag-BW

Auf Antrag der Fraktion GRÜNE wurden gestern (19.7.23) im Landtag Maßnahmen zum Erhalt unserer heimischen Fischbestände thematisiert (Drucksache 17/2330).

Für unsere heimischen Fischbestände als besonders problematisch benannt wurden u.a. die steigenden Wassertemperaturen bedingt durch den Klimwandel, der Einfluss invasiver Arten, (Klein-)Wasserkraftwerke und im Zusammenhang mit dem schwindenden Felchenbestand im Bodensee zudem der Einfluss des Kormorans sowie niedrige Nährstoffgehalte als Folge der Klassifizierung als Alpensee.

Wir freuen uns über den parteiübergreifenden Konsens, schnellstmöglich zum Schutz und Erhalt unserer Fischbestände aktiv zu werden und die genannten Problematiken anzugehen. Besonders erfreulich ist die Einigkeit zur raschen Einführung eines grenzübergreifenden Kormoranmanagements am Bodensee.

Auch gefreut hat uns das Lob für das Lachsprogramm des LFVBW und die Anerkennung und Wertschätzung aller Anglerinnen und Angler als Naturschützer erster Stunde!

Die Sitzung kann direkt über die Seite des Landtags gestreamt werden (TOP 7 Zum Erhalt der Fischbestände ab 1:36:45): https://www.landtag-bw.de/home/mediathek/videos/2023/20230719_sitzung071_2.html?t=0

 

 

 

Angler aus Bingen erhalten Naturschutzpreis

Der Sportfischerverein Bingen e.V. erhält für sein Engagement für die Artenvielfalt im Wettbewerb „Unsere Heimat & Natur“ einen Preis in Höhe von 2000€. Dieser Wettbewerb wird von der Stiftung NatureLife International in Zusammenarbeit mit Edeka Südwest jährlich ausgeschrieben. Die Angler aus Bingen bei Sigmaringen hatten sich mit ihrem Antrag „Artenvielfalt erhalten, in und am Gewässer“ für diesen Preis beworben.

Über mehrere Jahre hinweg haben die Mitglieder des Vereins an der Lauchert hunderte Bäume gepflanzt und bestehende Bäume gegen Biberverbiss geschützt. Bäume, die Schatten auf das Wasser werfen und somit der Erwärmung und Algenbildung des Wassers vorbeugen, werden von Gewässerökologen aktuell als eine der effektivsten Maßnahmen gesehen, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Die Lauchert, die als Vereinsgewässer von den Anglern genutzt wird, entspringt auf der ansonsten wasserarmen Schwäbischen Alb als Karstfluss. Als eines der wenigen Gewässer in Deutschland beherbergt sie noch in großer Zahl Arten wie den Europäischen Flusskrebs und das Bachneunauge, die nur in sauberem, kaltem Wasser überleben können. In der Insektenwelt sind zahlreiche Steinfliegenarten ebenfalls Indikator für ein kaltes, äußerst sauberes Wasser. Die Lauchert darf deshalb als echtes Kleinod unter den deutschen Mittelgebirgsflüssen bezeichnet werden, die es als Biotop zu erhalten gilt!

Äsche und Bachforelle sind die beiden Hauptfischarten. Ihnen gelingt in der Lauchert noch eine natürliche Fortpflanzung, was in den Gewässern Mitteleuropas inzwischen selten geworden ist. Die Hitze- und Trockenheits-Rekorde der letzten Jahre, und die demzufolge steigenden Wassertemperaturen setzen unseren Gewässern extrem zu. Chemie-Unfälle und Verschmutzungen wie aktuell an der Oder und vor einigen Jahren an der Jagst schädigen das Ökosystem zusätzlich und langfristig. Den wenigsten Menschen wird bekannt sein, dass das Insektensterben, das auch als „Bienensterben“ durch die Medien ging, vor allem diejenigen Insekten betrifft, die den größten Teil ihres Lebens als Larve im Wasser verbringen.

Weil Insekten als Basis der Nahrungskette in den Gewässern von großer Bedeutung sind, ist Naturschutz heutzutage ein unabdingbarer Bestandteil der Arbeit von Fischervereinen. Denn ohne Nahrung können auch die Fische in den Gewässern nicht überleben.