Fischseuche IHN bedroht Fischbestände in Baden-Württemberg – äußerste Vorsicht geboten beim Zukauf von Besatzfischen

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Ausbrüche der Fischseuche IHN (Infektiöse Hämatopoetische Nekrose) in Fischzuchten, Hälterungen und in einem Wildgewässer in Baden-Württemberg

Dr. B. Schletz, Dr. S. Bornstein, Dr. E.-M. Constantin, Dr. I. Holst, Dr. E. Nardy und Dr. E. Rudloff, Fischgesundheitsdienst Baden-Württemberg

Die Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN) ist eine anzeigepflichtige Fischseuche, die vor allem in Forellenbeständen in Fischzuchten und im Wildgewässer hohe Verluste verursachen kann. Die Übertragung erfolgt vor allem durch infizierte Fische, aber auch durch kontaminierte (verunreinigte) Gerätschaften, Fahrzeuge, Transportfahrzeuge und Wasser. Fische, die die Erkrankung überleben, erscheinen gesund, können aber lebenslang das Virus ausscheiden und stellen dadurch eine besondere Gefahr dar. Auch Fischarten, die nicht empfänglich für die Fischseuche sind, können das Virus übertragen, wenn sie Kontakt zu infizierten Forellen hatten (z. B. Karpfen, aber auch Saibling und Köderfische).

Angler und Fischereivereine hegen die Fischbestände in ihren Gewässern und sind um die Gesundheit ihrer Fischbestände besorgt. Wenn Besatzmaßnahmen anstehen, sind sie darauf angewiesen, dass ihnen verlässliche Fischzuchten gesundes Besatzmaterial liefern. Umgekehrt tragen Angler jedoch auch eine besondere Verantwortung, wenn sie in der Umgebung (vor allem im Oberlauf) von Fischzuchten Besatzmaßnahmen durchführen und fischen. Der Schutz der Fischbestände vor Fischseuchen in Baden-Württemberg kann daher aufgrund der engen Vernetzung von Fischzuchten und Wildgewässern nur funktionieren, wenn Fischzuchten, Angler und alle mit Fischerei befassten Personen zusammenarbeiten.Bitte helfen Sie als Angler daher mit, die Fischgesundheit im Wildgewässer und in den Fischzuchten zu schützen, indem Sie folgende Hinweise und das Merkblatt „Gesunde Fische in Baden-Württemberg – Schutz vor den Fischseuchen VHS und IHN“ beachten:

-VORSICHT BEIM ZUKAUF VON FISCHEN

Der Zukauf von Fischen birgt das größte Einschleppungsrisiko. Daher sollten nur untersuchte Fische (möglichst aus seuchenfreien Anlagen) von verlässlichen Fischzuchten als Besatzmaterial verwendet werden. Bitte lassen Sie sich dazu vor dem Kauf der Fische ein aktuell gültiges Gesundheitszeugnis zeigen!

Vorsicht vor „günstigen Angeboten“ bei Satzfischen, dahinter könnten sich gesund erscheinende Seuchenfische verbergen!

In Schutzgebiete (seuchenfreie Betriebe und Wassereinzugsgebiete) dürfen nur Fische aus Schutzgebieten (Kategorie I) zugekauft werden. Eine aktuelle Liste der seuchenfreien Zonen (Wassereinzugsgebiete) und Kompartimente (Einzelbetriebe) findet sich auf den Internetseiten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unter:

https://tsis.fli.de/Home/BMEL/_fserve.aspx?f=3BVd4lwO7wiXic9ZngZ7Ng%3d%3d

Auch Karpfen und andere nicht empfängliche Fischarten dürfen in Schutzgebiete nur eingeführt werden, wenn sie ebenfalls aus Schutzgebieten stammen oder aus Anlagen bzw. Gewässern, in denen nachweislich keine empfänglichen Fischarten vor-kommen und die keine Verbindung zu solchen Gewässern haben (mit Tiergesundheitsbescheinigung).

-VORSICHT BEIM FISCHTRANSPORT UND BEIM FISCHEN

Fischseuchenerreger können nicht nur direkt von Fisch zu Fisch, sondern auch indirekt über kontaminierte (verunreinigte) Fahrzeuge, Transportbehälter, Gerätschaften, Schutzkleidung und über das Wasser übertragen werden. Daher sollten diese zum Schutz vor der Übertragung von Fischseuchenerregern und anderen Krankheitserregern regelmäßig gereinigt, getrocknet und ggf. auch mit einem geeigneten Desinfektionsmittel entkeimt werden. Besonders notwendig ist dies, wenn von außerhalb in ein Schutzgebiet gewechselt wird.

In Schutzgebiete dürfen von außerhalb keine Köderfische (weder lebend noch tot) mitgebracht werden.

Die Regenbogenforelle ist die Fischart, die am empfänglichsten für die Forellenseuchen VHS und IHN ist. Daher empfiehlt der Fischgesundheitsdienst Baden-Württemberg, vor allem in Schutzgebieten anstelle der Regenbogenforellen besser die heimische und weniger anfällige Bachforelle zu besetzen.

Wir wünschen Ihnen trotz dieser schwierigen Zeit einen guten Start in die Angelsaison und uns allen gesunde Fischbestände!

Fischgesundheit – Merkblatt zu VHS und IHN